Predigt von Erzpriester Boris Ustimenko, 06.12.20

Frohes Fest, liebe Brüder und Schwestern. Diese Woche ist dem Fest „Mariä Einführung in den Tempel“ gewidmet. Heute feiern wir auch den heiligen gesegneten Fürsten Alexander Newski.

In diesen Tagen feiert die Kirche Mariä Einführung in den Tempel. Eine Einführung ist der Eintritt eines Kindes in die Kirche. Menschen bringen Kinder in die Kirche und sie, die noch nicht alles verstehen, was in der Kirche geschieht, haben das Gefühl, dass es hier etwas gibt, das sie auf der Welt nicht sehen: Heiligtümer, Ikonen, durch welche sie in die geistige Welt einblicken. Kinder fühlen einen heiligen Ort besonders. Genau wie die Heilige Jungfrau, die einst von ihren Eltern Joachim und Anna in die Kirche gebracht wurde. Sie waren kinderlos und beschlossen, ihr Kind Gott zu weihen, nachdem sie schon im Alter Eltern geworden waren. So lebte die Heilige Gottesmutter in der Kirche, wo sie dem Gebet und der kirchlichen Gehorsamkeit sowie Handarbeit gelehrt wurde. Sie übte sich in Handarbeit, um die Kirche Gottes zu schmücken und so dem Herrn zu dienen.

Dies sind die Stufen der Reinheit, nach denen jede Frau streben sollte. Und wir sprechen nicht nur über Klöster und den Verzicht auf alles, sondern über das fromme Leben einer Frau in der Familie. Es ist wichtig, dass sich Frauen nicht in verschiedenen Gruppen versammeln, um über andere Menschen zu diskutieren. Sie können diskutieren, dürfen aber nicht über sie richten.

Man muss sich besonders vor dem Kampf um die Reinheit der Kirche hüten, womit manchmal sogar Bischöfe in Versuchung geraten. Doch das Wort eines Bischofs sollte wie auch bei jedem Laien dasselbe sein: „Ich bin ein großer Sünder.“ Daher ist die Kirche immer eine Schar von Sündern, und kein Bund der Gerechten. Die Kirche ist nur rein, weil Gott heilig ist. Und umso größere Sünder die Menschen sin, die in die Kirche kommen, desto besser ist es für den Priester, weil ein reuiger Sünder viel kostbarer ist als 99 Gerechte vor dem Herrn. Daher kann es in der Kirche alles geben, doch das wichtigste für uns ist folgendes: „Gewähre mir, Herr, meine Sünden zu sehen.“ Ganz nach dem Vorbild der Gottesmutter, die die Kirche betrat, ohne über jemanden zu richten. Wir kommen nicht in die Kirche, um Menschen zu entlarven, sondern um uns selbst zu entlarven und zu erziehen.

Es ist auch wichtig, die Gefahr der Selbstzufriedenheit zu beachten. Heute lesen wir im Evangelium, wie ein reicher Mann seine Kornkammern bis zum Rand mit einer reichlichen Ernte füllen wollte, damit seine Seele viele Jahre lang singen und sich freuen würde. Doch in dieser Nacht starb er. Und wem bleibt sein Reichtum, besonders wenn der Mensch einsam war? Es stellt sich heraus, dass er vergebens geschuftet hat. Deshalb sagt uns der Herr, wir sollen unser Reichtum im Himmel sammeln. Natürlich ist es notwendig, das zu haben, was für das Leben notwendig ist, denn jeder von uns hat eine Familie, um die er sich auf dieser Erde kümmern muss. Aber abgesehen davon muss man immer Reichtum im Himmel sammeln. Wir haben jemandem vergeben – schon haben wir einen Penny in die „himmlische Sparbüchse“ gelegt. Wer den Menschen auf Erden Barmherzigkeit erweist, baut sich einen Palast im Himmel. Nicht jeder kann als Reichtum dienen, aber jeder kann damit dienen, was ihm gegeben ist. Man muss Gott für alles danken und das Heiligenbild unserer Gottesmutter betrachten, die in Reinheit die Ehre hatte, die Kirche Gottes zu betreten. Amen.

Übersetzt von Rostislav Ustimenko.

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